Zwei Wochen Promi Big Brother sind vorbei. Mal mehr, mal weniger unterhaltsam oder einfach nur langweilig. Trotzdem zeigt das Format, dass dem deutschen Fernsehen etwas fehlt: Ein fester Termin vor dem zu Bett gehen.
Blöde Spiele, ein semi-bekannter Cast und Einspieler ohne echten Anfang oder Ende. Vieles plätschert dahin, ohne anspruchsvoll zu unterhalten. Doch das muss Promi Big Brother meines Erachtens auch nicht. Ein paar bekannte Gesichter und die in diesem Jahr deutlich besseren Moderationen von Jochen Schropp und Marlene Lufen geben sich vor dem zu Bett gehen ein Stelldichein – oder versetzen direkt in den abendlichen Tiefschlaf. Und das ist gut so.
Langeweile tut den Quoten keinen Abbruch
Was in den USA Late-Night-Talker auf den unterschiedlichen Sendern Tag für Tag schaffen, gelingt Promi Big Brother in seinen zwei Wochen auch – nur etwas anders. Ein Blick auf die Quoten von Sat.1 beweist, dass das Interesse mit Werten zwischen 12 und 20 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen durchaus da. Ganz zu schweigen von der Promi Big Brother – Die Late Night Show, die sich auf Sixx anschließt. Der kleine Sender erreicht dank der oft noch etwas frecheren und freieren Moderationen von Jochen Bendel und Melissa überragende Marktanteile von vier bis sieben Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen – und das auch noch spät in der Nacht.
Man muss nicht alles mitbekommen, man kann zwischendurch auf Toilette oder sich noch schnell die Zähne putzen. Was Wichtiges verpasst man nicht und trotzdem holen die Moderatoren und Teilnehmer den Zuschauer immer wieder ab. Der Song „Alles was ich will“ von Brenner tut sein Übriges und befeuert dieses wohlige Gefühl nach jeder Unterbrechung wieder angekommen zu sein.
Was früher Harald Schmidt und Stefan Raab versucht haben, füllt diese Sendung für die breite Masse. Anspruch und das Leben in der „Welt da draußen“ sind anders als bei den Late-Night-Talkern und auch anders als bei RTLs „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ weitestgehend egal.
Klassischen Fernsehzuschauern wieder eine feste Heimat am Abend gegeben
Wenn die Sendung am Freitag zu Ende geht, klafft wieder eine Lücke im immer mehr zerfaserten Programm am späten Abend. Wer dann ein festes Ritual haben will, muss wieder auf Netflix-Serien oder die Tagesthemen zurückgreifen.
Dass man eine so aufwändige Produktion wie Promi Big Brother nicht das ganze Jahr über zeigen kann, ist verständlich. Dass die Fernsehmacher überlegen sollten, ob – mit dem richtigen Zugpferd – nicht auch eine andere Sendung diese Lücke füllen sollte aber schon.
Es wäre kein Programm, um massenhaft neue Zuschauer zu gewinnen, aber um den verbliebenen Fernsehzuschauern eine Heimat am Abend zu geben, die Stefan Raab mit seinem Abgang von TV Total verwaisen ließ.