Christian Rach (Foto: RTL / Thomas Pritschet)
Christian Rach (Foto: RTL / Thomas Pritschet)

Rach, der Restauranttester : Nur einem Koch gelingt der Brei

Sendungen, die sich ums Kochen und Essen drehen, gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Vor allem die Sender VOX und das ZDF bestreiten einen nicht unerheblichen Teil ihrer Sendezeit damit. Viele dieser Sendungen schaue ich gar nicht, ein paar Wenige nur gelegentlich. Allerdings gibt es nur eine Kochsendung, bei der ich bewusst versuche jede Folge zu schauen. Aber ausgerechnet diese läuft weder auf VOX noch beim ZDF, sondern auf RTL: Rach, der Restauranttester. Aktuell laufen jeden Montag um 21:15 Uhr neue Folgen.

Dabei ist das Grundschema der Sendung nicht anders als bei jedem anderen Coaching-Format:

  1. Zuallererst stehen die Protagonisten vor einem persönlichen Problem und brauchen unbedingt Hilfe.
  2. Dann kommt der Coach und hilft für ein paar Tage.
  3. Am Ende ist das Problem im Idealfall gelöst.
  4. Nach ein paar Wochen kommt der Coach noch einmal, um sich anzusehen, ob alles so geblieben ist.

Ganz ähnlich läuft es auch bei Rach. Erst wird das Restaurant mit seinen Problemen vorgestellt, was meist noch mit einem Probessen verbunden wird. Dann ist er  vier Tage da, um jeden Tag einzeln, ein Bisschen bei der Deko, ein Bisschen beim Marketing und natürlich in der Küche zu helfen. Zum Schluss gibt es ein Abschlussessen mit vielen Gästen. Nach vier Wochen schaut Rach noch einmal vorbei und freut sich, dass alles weiterhin gut läuft. Das klingt sehr lapidar – und das ist es auch. Schaut man genau hin, passiert an den einzelnen Tagen, für sich gesehen, gar nicht so viel.

Doch was macht Christian Rach dann so besonders? Vergleicht man ihn zum Beispiel mit Frank Rosin oder den Küchenchefs, verfolgen diese in ihren Sendungen ja ein ganz ähnliches Ziel.

Für mich ist es vor allem die menschliche Art, durch die er nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe mit den Protagonisten spricht. Er wirkt – bei all den dramaturgischen Kniffen für’s Fernsehen, die es natürlich trotzdem gibt – immer noch authentisch und glaubhaft. Sei es seine unvergleichliche Gestik und Mimik, die sich schwer spielen lässt, oder seine Art Kritik zu äußern, ohne dabei zu wirken, als ob er hinter dem Rücken über die Protagonisten lästert. Stattdessen spricht er viele Kommentare und Moderationen direkt aus, auch wenn sich die Betroffenen noch hinter ihm im Raum befinden. Teilweise sieht man sogar direkt deren Reaktionen auf das Gesagte.

Bereits seit einiger Zeit verlässt er auch gern mal das feste Schema der Sendung und versucht nicht auf Biegen und Brechen das Ein-Wochen-Schema einzuhalten. So sagt er in der aktuellen Folge im Reiterstüble nach zwei Tagen, dass es ohne Koch keinen Sinn macht weiter zu machen, und er stattdessen erst in zwei Wochen wiederkommen. Das zeigt, dass ihm offenbar tatsächlich etwas am Gelingen des Projektes liegt und nicht daran möglichst genau das Schema des Formats zu erfüllen.

Trotzdem muss RTL schauen, wie sie Rach weiterentwickeln können. Mit seiner Restaurantschule war dies 2010 bereits ein erster Versuch. Doch einerseits hat er  kürzlich selbst sein Tafelhaus und damit den Michelin Stern aufgegeben, was mindestens einige Zweifel aufkommen lässt, auch wenn er es mit persönlichen Gründen rechtfertigt. Zum anderen war dieses Konzept auch nicht völlig neu. Doch irgendetwas muss passieren, denn bereits in der letzten Staffel von Rach, der Restauranttester war ein deutlicher Abwärtstrend zu erkennen. Gönnen würde ich es Christian Rach, ist er doch deutlich unterhaltsamer als viele andere der sogenannten Fernsehköche.