Dieser Tage wird das Frühstücksfernsehen 25 Jahre alt … so alt, wie ich. Und irgendwie bin ich auch damit alt geworden. Blieb ich als kleines Kind morgens dort, auf der Suche nach Cartoon-Serien, hängen, ist es über die reine Unterhaltung am Morgen mittlerweile zum echten Informationsmedium geworden. Dabei hat dieses Genre der Fernsehunterhaltung seinen ganz eigenen Charme und ist bis heute eine der letzten richtigen Live-Strecken im deutschen Fernsehen.
Alles auf Anfang
Am 1. Oktober 1987, genau eine Woche nach RTL, startete Guten Morgen mit Sat.1. Heute besser bekannt als das Sat.1 Frühstücksfernsehen, auf das auch meine ersten Erinnerungen an diese ganz besondere Art des Fernsehens zurückführen. Dieses fröhlich-gelbe Set und die coolen Moderatoren, gepaart mit Superball und dem Morningstar (meiner absoluten Lieblingsrubrik). So begrüßten mich immer im Wechsel Andreas Franke und Marlene Lufen, sowie Kurt Lotz und Andrea Kiewel. Als alter Fernsehgarten-Fan muss ich ja gestehen, dass ich letztere damals gar nicht so cool fand und mich umso mehr freute, wenn das andere Team dran war. Einzig Hund Helga zog sich als roter Faden durch alle Moderationen – und irgendwann auch mal zur ProSieben Morningshow.
Prosieben und seine Morningshow
Diese hatten zum Start ihrer Sendung nämlich vorgeblich Helga entführt, um so Zuschauer und Aufmerksamkeit zu bekommen. Gebracht hat es – leider – nichts und nach 4 Monaten war das durchaus unterhaltsame Experiment mit Tommy Wosch, Steffen Hallaschka und Wigald Boning auch schon wieder vorbei. Dabei fand ich es gar nicht so verkehrt aktuelle Nachrichten durch Comedybeiträge vom Team und aus dem Abendprogramm zu unterbrechen. Doch wollte die Sendung nie so recht ihr Publikum finden. Dafür erinnere ich mich immer noch daran, wie dort der 50. Jahrestag der DDR gefeiert wurde, ob sich das heute noch jemand trauen würde?
Superball und Morningstar
Nun, blieb also immer noch Sat.1.- an deren Beiträge ich mich kaum noch erinnere. Vielmehr waren es die Moderatoren und die – damals – total innovativen und interaktiven Elemente.
Beim Morningstar konnten die Zuschauer, ähnlich wie zuletzt bei Unser Star für Baku, über teils sehr abstruse Künstler und ihre Auftritte abstimmen. Zumeist waren diese gesanglicher Art. Ich habe geradezu mitgefiebert, ob der Künstler wirklich die geforderten drei Minuten schafft, ohne von den Zuschauern abgestraft zu werden.
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Und dann gab es ja immer noch, kurz vor 9, den Superball. Einer der Moderatoren verband sich die Augen und ein Zuschauer am Telefon konnte ihm die Kommandos „links“ und „rechts“ erteilen, um über einen Joystick einen Ball zu steuern. Dieser musste anderen, von oben kommenden Bällen, ausweichen. Über die Jahre, bis hin zur Digitalisierung, nahm allerdings die Verzögerung vom Fernsehbild, über den Zuschauer, durch das Telefon, hin zur Aktion des Moderators immer mehr zu. So wurde das Spiel leider irgendwann unspielbar und somit eingestellt.
Punkt 6 geht’s los!
Diese Tatsache und die täglich gleiche Werbung in Sat.1, die mich einfach nur nervte (ganz abgesehen von den neuen Moderatoren), ließ mich zu Punkt 6 auf RTL wechseln. Im alten Holzset wirkte ein Wolfram Kons noch seriös und als Kind hatte ich das Gefühl echte und ernste Informationen zu erfahren. Dass dann aber immer noch jünger, als bei den grauen Herren (sorry Sven Kuntze) bei den Öffentich-Rechtlichen. Doch zunehmend kam mehr Boulevard und auch Maskottchen Karlchen wieder, dass durch die Sendung führte. Das und die späteren Doppelmoderationen machten die Sendung wiederum zu beliebig für mich.
Lieber spät als nie: Das MoMa
Nicht nur in meiner Wahrnehmung, auch in der Realität startete das MoMa von ARD und ZDF am 13. Juli 1992 ziemlich spät. Ich fand erst mit den jüngeren Moderatoren wie Dunja Hayali und Sven Lorig zur Sendung und wurde während des Studiums doch noch einmal richtig auf das Morgenmagazin der öffentlich-rechtlichen Sender aufmerksam. Vor allem die fehlende, sich ständig wiederholende Werbung, tat zum Morgen richtig gut. Bis heute freue ich mich informiert in den Morgen zu starten. Wobei mir beim ZDF die Moderatoren, bei der ARD die Beiträge etwas besser gefallen. Vor allem die Moma-Reporter haben es mir angetan, die innerhalb von nur 5-10 Minuten komplexe Themen am Morgen anreißen. Dass es zu so früher Stunde dann schon Interviews mit Politikern, aber auch Auftritte von mehr oder weniger bekannten Bands gibt, rundet die Sache noch zusätzlich ab. Aktuell werde ich gern auf diese Weise Wach.
Der Morgen bleibt
Doch heute ist der erste Oktober und der Grund warum ich diesen Text hier schreibe: Das Sat.1-Frühstücksfernsehen – und damit das in seiner Form ältestes und erfolgreichstes Format seiner Art – wird 25. Also herzlichen Glückwunsch Frühstücksfernsehen, herzlichen Glückwunsch Sat.1. Ist es doch auch weiterhin einer der Quotengaranten in eurem Programm. Auch wenn ihr nicht mehr mein Favorit seid, seid ihr doch der Favorit von vielen anderen. Eine 4,5 Stunden Live-Sendungen jeden Tag ist definitiv auch etwas ganz Besonderes und eine der letzten Bastionen, in der Fehler einfach passieren dürfen und dazu gehören. In einer Zeit, in der alles durchgeskriptet und geplant ist, ein wirklich besonderer Aspekt im deutschen Fernsehen – nicht nur in Sat.1.
Respekt zu diesem Mut und Respekt mit solchen Sendungen immer wieder neue Talente vor die Kamera zu lassen und ins kalte Wasser zu werfen.
Ich jedenfalls möchte es nicht missen, am Morgen durch aktuelle Beiträge, statt Serien-Konserven, geweckt zu werden. Hoffentlich auch noch in den nächsten 25 Jahren.