Klaas Heufer-Umlauf (l.); Joko Winterscheidt (r.) (Foto: ProSieben / Willi Weber)
Klaas Heufer-Umlauf (l.); Joko Winterscheidt (r.) (Foto: ProSieben / Willi Weber)

Joko & Klaas gegen ProSieben : Lahme Spiele und viel zu wenig Sender-Nostalgie

Joko und Klaas gegen ProSieben klingt nach einer echt großartigen Idee. Die ewigen Duellanten müssen sich gemeinsam gegen ihren „Arbeitgeber“ behaupten. Eine Konstellation in der alles passieren kann. Zumindest dachte ich das. Das Endergebnis will mich dann aber doch nicht so recht überzeugen.

Ausgerechnet am 1. April 2019 angekündigt, klang der Plan von ProSieben tatsächlich wie ein Scherz. Ein verlockender Scherz. Zu schön, um wahr zu sein. Denn darin steckt verdammt viel Potential, wenn man die Prüfungen beim Duell um die Welt und die starken Marken und Gesichter von ProSieben im Hinterkopf hat.

Warum spielt ProSieben seine starken Marken und Gesichter nicht aus?

Meine Erwartungen waren entsprechend groß. Ein Pastewka der Game-Shows. Kein großes Studio, sondern es wird überall im Sender gegen Gesichter des Senders gespielt. Wett-Wasserrutschen mit dem Galileo-Team, witzige News ernsthaft gegen die Newstime-Crew vortragen oder mit Daniel Aminati und Stefan Gödde Löffel um die Wette verbiegen — kennt noch jemand die Uri-Geller-Shows? Ganz zu schweigen vom Archiv-Schatz, den ProSieben hat. Natürlich alles mit einer Prise Ironie und vielen Insider-Witzen für die Fans des Senders.

Ein Jan Böhmermann macht regelmäßig vor, wie man mit den Klischees und Erwartungen an das ZDF spielen kann. Sei es ein Cameo-Auftritt von Markus Lanz, „heute minus“ als Antwort auf die jüngeren Nachrichten unter dem Label „heute plus“ oder seine Neuauflage von Wetten, dass?
Ja selbst die ARD verstand es den Geburtstag von Frank Elstener mit so viel Liebe zum Details zu spicken, dass ich dachte: Klar kann ProSieben das auch. Vor allem im Zusammenspiel mit Joko und Klaas und dem kreativen Team von Florida TV.

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Genau das hat meine Erwartungen wohl auch an Joko und Klaas in zu große Höhen treiben lassen. Schließlich haben sie bei Circus Halli Galli und Duell um die Welt gezeigt, wie feingeistig sie mit dem eigenen Sender umgehen können. ProSieben Kultur taucht bis heute noch in Klaas‘ Show Late Night Berlin auf.

Viele langatmige Spiele und viel zu wenig ProSieben

Was am Ende unter dem Titel Joko und Klaas gegen ProSieben ausgestrahlt wurde, war dann aber weit unter meinen (zu) hohen Erwartungen. ProSieben-Gesichter tauchen nur am Rande auf und Aufgaben wie Dart im Liegen zu spielen oder mit Höhenangst einen Turm zu besteigen, empfand ich dann doch als zu beliebig und eher wie die leidigen Studiospiele beim Duell um die Welt. Die sind dort ja eigentlich auch nur noch dazu da, die Sendezeit zu strecken. So ziehen sich die sechs Spiele der neuen Show auch wieder ewig, teils über fünfzehn oder zwanzig Minuten. Denkwürdige Momente gibt es kaum — vom Tunk, Tunk, Tunk vielleicht einmal abgesehen. Und dann spielt die Sendung zu 80 Prozent im gleichen und gesichtslosen Studio.

Leider sind die bislang angekündigten Sendungen auch schon alle fertig produziert, viel am Konzept schrauben kann ProSieben also auch nicht mehr. Und das ist schade. Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass Joko und Klaas, aber auch ProSieben, ihre Stärken Ausspielen. Am Ende bleibt aber wenig von beidem. Die starken Einspieler aus Duell um die Welt oder Circus Halli Galli fehlen. Aber noch viel mehr fehlt die Identität von ProSieben. Bis auf ein paar Soundeffekte und einige wenige Gesichter könnte die Sendung so auch bei RTL laufen und niemandem würde etwas fehlen.