Die Facebook Graph Search (Screenshot: Facebook / Frank Krause)
Die Facebook Graph Search (Screenshot: Facebook / Frank Krause)

Die Graph Search: Facebook für Neugierige

Wer kennt sie nicht, diese ewig quälenden Fragen? Welche Fotos gibt es von mir und meinen Freunden? In welchen Restaurants war meine neue Flamme schon? Warum ist es nachts kälter als draußen? Um einige dieser Fragen zu klären hat Facebook in der letzten Woche damit begonnen die Graph Search für seine Benutzer freizuschalten. Diese soll es ermöglichen die Inhalte des weltgrößten sozialen Netzwerks wesentlich einfacher zu durchsuchen, als dies bisher der Fall war. Und tatsächlich lässt sich hiermit schon so manch interessante Suchanfrage starten. Über Sinn und Unsinn dieser Funktion lässt sich trotzdem trefflich streiten …

Doch noch einmal ganz von vorn. Schon seit es moderne soziale Netzwerke, wie MySpace, Facebook oder StudiVZ, gibt, nehmen wir die Inhalte und die Kommunikation hauptsächlich im Hier und Jetzt wahr. Zwar konnte man schon immer weit zurückscrollen, blättern oder klicken, im Endeffekt hat sich gefühlt für alte Posts und Bilder kaum noch jemand interessiert.
Das versucht Facebook nun schon seit einiger Zeit zu ändern. Was im September 2011 mit der Chronik begann und erstmals das aktive Springen zu Lebensereignissen ermöglichte, wird jetzt durch die Graph Search um die Möglichkeit zusätzlich nach Begriffen und semantisch verknüpften Inhalten zu suchen, ergänzt. Die Daten der Vergangenheit werden so greifbarer und können unmittelbar abgerufen werden.

Die Facebook-Posts von früher gibt’s noch?

Doch schon als die Chronik eingeführt wurde, häuften sich die Beschwerden, dass Nachrichten sichtbar wurden, die eigentlich gar nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Auch wenn viele hier selbst daran Schuld waren, zeigt das schon ganz gut, wie unbefangen und kurzsichtig viele die sozialen Netzwerke nutzen. Durch die Graph Search wird diese direkte Verfügbarkeit – auch unliebsamer Inhalte – nur bestärkt.

Dabei funktioniert die neue Suche – alles in allem – recht gut. Ich kann nach Fotos von Freunden suchen, kann mir anzeigen lassen wer in meiner Stadt studiert hat und gleichzeitig Fan von den Simpsons ist – oder ganz plump: Welche Singlefrauen wohnen in meiner Nähe? Das alles sind Spielereien, doch arbeiten sie darauf hin Inhalte noch mehr in Beziehung zueinander zu stellen und ihnen eine Bedeutung zu geben, so wie es auch im echten Leben der Fall ist.

Die Graph Search in Aktion (Screenshot: Facebook / Frank Krause)

Wer braucht die Graph Search eigentlich?

Doch wie sinnvoll ist dieses Feature? Ich kann nur von mir selbst ausgehen, doch wirklich bewusst habe ich die Chronik bislang noch nicht genutzt. Höchstens wenn mir langweilig war. Dann habe ich mich das ein oder andere mal durchgeklickt – ohne echtes Ziel. Der Großteil meiner Aufmerksamkeit entfällt aber weiterhin auf aktuelle Inhalte mit denen ich dann auch aktiv interagiere. Bei meinen Freunden gibt es ein vergleichbares Bild: Kaum einer kommentiert oder „liked“ etwas, das schon ein paar Tage, oder gar eine Woche, alt ist.

Nach einer ersten Testphase ist mein erster Eindruck zur Graph Search also eher ernüchternd. Es ist sicher witzig damit herumzuspielen, einen praktischen Mehrwert gibt es für mich – bislang – allerdings nicht. Es sei denn man möchte intensiv und gezielt Informationen über seine Freunde oder bekannte zusammentragen. Doch stattdessen könnte man auch einfach miteinander reden.

Das semantische Internet

Grundsätzlich finde ich den Gedanken einer semantischen Suche aber nicht schlecht. Auch Google arbeitet schon seit einiger Zeit an seinem Knowledge Graph. Wenn es dann soweit ist und ich nach allen Top 10 Songs von ABBA oder Büchern zum Thema 3D-Film, die zwischen 1970 und 1980 erschienen sind, suchen kann, ergibt es für mich einen viel höheren Mehrwert, als herauszufinden, welche meiner Freunde Angry Birds spielen.

Sicher ist, dass Facebook die Graph Search noch weiter ausbauen wird und – wer weiß – vielleicht dann auch mit Funktionen, an die heute noch keiner zu denken vermag. Bis dahin gibt es eine nette Technik-Spielerei, die anspornt noch einmal über seine Privatsphäre-Einstellungen zu schauen – mehr aber auch nicht.